Warum eine neue Spielplatz-Beschilderung in Köln für bundesweites Aufsehen sorgt
von Robert Grünewald*
„Spielplatz“ – mal ehrlich, das klingt doch langweilig und uncool. In Köln dagegen hält der moderne Mensch mit seinen Kindern künftig Ausschau nach Schildern mit der Aufschrift „Spiel- und Aktionsfläche“. Dabei geht es nicht um den Relax-Space für gestresste Kongress-Teilnehmer, sondern um eine megacoole Neu-Etikettierung durch den städtischen Jugendhilfeausschuss. Dort herrscht mitnichten Langeweile, sondern Coolness und vor allem Weltverbesserungsdrang.
Die alte Bezeichnung „Spielplatz“ sei zu einengend und ausgrenzend, so die Argumentation. Schließlich suggeriere das schnöde Wort nur, dass hier Kinder spielen – zu wenig, denn diese sprachliche Engführung geht ja mal gar nicht in einer offenen, diversen, sich permanent selbst hinterfragenden Gesellschaft. Jugendliche könnten sich ausgeschlossen fühlen, Menschen mit und ohne Hund, Rentner mit Boule-Kugeln oder passionierte Slackliner in der Sinnkrise. In Köln darf keiner zurückgelassen werden – auch nicht auf Rutschen und Doppelschaukeln. Die Realität sieht allerdings so aus: kaputte Wippen, brüchige Klettergerüste, vermüllte Sandkästen. Die Reaktion der Stadtverwaltung: ein neues Schild.
Dass sich ausgerechnet Oberbürgermeisterin Henriette Reker nun als Hüterin der sprachlichen Vernunft ins Spiel bringt, ist bemerkenswert. Bisher war sie nicht bekannt dafür, besonders allergisch auf den linken Klüngel in Verwaltung und Ausschüssen zu reagieren. Aber offenbar ist selbst ihr das Maß der jüngsten Kölner Posse nun zu voll. In einer Stadt, in der Schlaglöcher normal sind, Stadtarchive schon mal einstürzen können und mancher Bürger beim Thema Sicherheit eher an Zufall glaubt als an Ordnung, wirkt die Umgestaltung von Kinderspielplatz-Schildern wie ein Schildbürgerstreich auf Bestellung. Die Aufregung darüber hat mittlerweile bundesweites Ausmaß erreicht, die Süddeutsche Zeitung erlitt gar einen „Wutausbruch“. Immerhin gibt es jetzt eine echte kölsche Lösung, die die Gemüter beruhigen soll: Man vertagt das Problem. Der Stadtrat darf im September entscheiden – pünktlich zum Schulstart, wenn die Kinder wissen wollen, ob sie noch auf einem Spielplatz toben oder schon auf einer mehrdimensionalen Aktionsfläche performen dürfen.
Bis dahin freuen wir uns auf die nächsten kreativen Vorschläge: Vielleicht werden die Bürgersteige zu „Multimobilitätsstreifen“, Zebrastreifen zu „Zufußgehende-Passagen“ und die Toiletten zu „Bedürfnis-Ausdruckszonen“. Kölle alaaf, du kanns et eenfach.
___________________
*) Der Autor ist promovierter Politik- und Kommunikationswissenschaftler und nach langjähriger Tätigkeit bei der Konrad-Adenauer-Stiftung jetzt Geschäftsführer der GPK Gesellschaft für Politische Kommunikation in Bonn. Text teilweise mit KI.
Herrliche Lobrede auf den Kölschen Klüngel bzw. Schlendrian!
Es gibt auch gepflegte Outdoor Action Camps
für Groß und Klein.
Jon Se ma zum Rhein!
Da isses noch fein!